Wie individuell muss ein Trainingsplan wirklich sein?

Wie individuell muss ein Trainingsplan wirklich sein?
Überall wird mit individuellen Trainingsplänen geworben und „Pläne von der Stange“ werden verflucht. Und eigentlich würde ich dem auch vollkommen zustimmen. Wenn da nicht ein kleines „aber“ wäre. Denn so wichtig Individualität auch ist, es gibt einige Dinge, die funktionieren einfach für jeden. Auch wenn das viele nicht wahrhaben möchten. Wir sind alle gleich! Natürlich, es gibt Unterschiede in der Muskelfaserzusammensetzung, in der Kohlenhydrattoleranz, in der Stoffwechselgeschwindigkeit, in der Proteinsynthesenaktivität, auf hormoneller Ebene und und und. Das ändert aber nun mal nichts an der Tatsache, dass die grundlegenden Funktionen die gleichen sind. Lediglich die Effektivität verändert sich. Das Gleiche gilt für die Biomechanik. Der eine hat lange Extremitäten, der andere einen langen Torso usw. Entsprechend wirken sich unterschiedliche Übungen vielleicht ein klein wenig anders aus. Aber unterm Strich…wir haben (vorausgesetzt wir sind gesund) alle zwei Beine, zwei Arme und die Energiebereitstellung läuft bei uns auch gleich ab. Eine Person die schneller Muskeln aufbaut als eine andere hat die gleichen Arten von Muskelfasern wie die Person die langsamer Muskeln aufbaut, nur die Verteilung ist anders. Eine Person die mehr Kohlenhydrate verträgt verstoffwechselt Kohlenhydrate gleich wie eine Person die keine Kohlenhydrate toleriert, nur ist die Insulinsensibilität verschieden usw. Das Grobe ist das Gleiche, die Feinheiten und die Funktionen der einzelnen Systeme unterscheiden sich. Und wenn die „Hardware“ erstmal bei jedem gleich ist und sich nur die „Software“ unterscheidet, dann darf eine Trainingsplanung auch ein klein wenig von der Individualität abweichen. Zumindest zu Beginn.

Was für alle funktioniert!

Kniebeugen, Kreuzheben, Bankdrücken, Dips, Klimmzüge oder vorgebeugtes Rudern…Übungen die einfach für jeden funktionieren. Und daher darf ein Trainingsplan zu Beginn ruhig ein wenig unspezifisch für die jeweilige Person sein und man kann mit einem 0815-Grundübungsplan wie beispielsweise dem Starting Strength Programm von Ripptoe beginnen. Vielleicht muss man in der Übungsausführung ein klein wenig anpassen, je nach dem wie groß eine Person ist usw. aber der Grundstock bleibt von den Bewegungen aus betrachtet der selbe. Ich würde mich soweit aus dem Fenster lehnen, dass JEDER der an Kraft- und Muskelaufbau oder an Funktionalität, Beweglichkeit oder Leistungsoptimierung interessiert ist, mit einem einfachen und standardisierten Grundübungsplan beginnen kann und sollte. Individualität wird erst viel später interessant. Nämlich dann, wenn schon eine gewisse Grundkraft und Struktur aufgebaut wurde.

Was muss individuell sein?

Hat man das Maximale aus seiner „Hardware“ herausgeholt geht es - um mal in Tuning-Sprache zu bleiben - zum Chip-Tuning. Die Software muss präziser eingestellt werden. Nun sieht man deutlich, wo eine Person Stärken und Schwächen ausbildet oder wie gut die Regenerationskapazität ist. Nun kann man damit beginnen, mit dem Volumen zu spielen, Übungen zur Schwachstellenoptimierung einzubauen oder ganz speziellen Zielsetzungen nachzugehen. Solange man jedoch noch nicht wirklich beugen kann, schwer heben oder ein paar Klimmzüge am Stück schafft, muss man sich um Schwachstellentraining noch keine Gedanken machen. Und witzigerweise sind es meist diejenigen im Gym, die noch kaum Muskelmasse aufgebaut haben und noch nicht mal das eigene Körpergewicht auf Wiederholungen beugen können - oder überhaupt beugen können -die die kompliziertesten Splits mit „individualisierter“ Übungsauswahl, ganz speziell auf die (noch nicht mal vorhandenen) Schwachstellen angepassten Trainingspläne trainieren. Werde nicht auch ein Opfer des vielen Marketings rund um ganz spezielle und magische Trainingssysteme. Richte dich eher nach Prinzipien und setze diese methodisch um und werde dadurch stärker, muskulöser und leistungsfähiger!
Tags: Muskelaufbau

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